28. November 2005
Im Terminkalender der Stahlbauindustrie ist es schon ein feste Größe geworden – das Stahlbaukolloquium der Dillinger Hütte GTS, das am 03. und 04. November zum nun mal 7. Mal in Dillingen veranstaltet wurde.
Wieder folgten rund 200 Experten der Stahlbauindustrie der Einladung des saarländischen Grobblechspezialisten in die Stadthalle Dillingen, um neuste Entwicklungen über die Verwendung von Grobblechen in Stahlbauprojekten zu diskutieren. Dabei wurde diese Veranstaltung zum ersten Mal auf gesamteuropäischen Niveau und damit auch in englischer Sprache durchgeführt. Damit wurde der stärkeren Internationalisierung von Stahlbauprojekten Rechnung getragen, wie auch der kaufmännische Vorstand der Dillinger Hütte, Dr. Paul Belche in seiner Ansprache erläuterte. Der Kerngedanke der Veranstaltung sei, so Dr. Bleche, die verschiedenen Projektpartner in den Stahlbauprojekten zusammenzubringen und auch den Austausch über die Grenzen zu fördern, um eine Adaption wirtschaftlicher und technisch sinnvoller Konstruktionen zu erleichtern. Als Stahlhersteller verstehe man sich als ein Projektpartner, kann man doch durch optimierte Produkte, sowie technischen und kaufmännischen Service aktiv zum Gelingen eines Projekts beitragen. Die Zukunft des Stahlbaus sieht Dr. Belche optimistisch, da diese Baumethode gegenüber Konkurrenzwerkstoffen deutliche Vorteile aufweist. Dazu gehört z.B. die Nachhaltigkeit, die leichte Umnutzbarkeit von Stahlbauten, die schnellen Montagezeiten oder das hohe Verhältnis von Netto- zu Bruttogeschossfläche. Aber auch überall dort, wo besondere architektonische Anforderungen gefordert werden, stehen die Chancen des hoch belastbaren Werkstoffs Stahls sehr gut.
Einige solche Projekte wurden in den folgenden Plenarvorträgen vorgestellt, die mit Brücken, Stadienbauten, Parkhäusern und sogar Wasserkraftwerken ein sehr weites Spektrum abdeckten.
Zunächst berichtete Prof. Wim Hoekman von der belgischen Stahlbaufirma Victor Buyck über neue Entwicklungen im Bereich des Stahlbrückenbaus und den Erfahrungen, die dieses Stahlbauunternehmen damit gemacht hat. Dabei wurde detailliert auf die Möglichkeiten der Werkstattfertigung, des Baustellentransports sowie der Montage eingegangen. Diese Punkte wurden an verschiedenen Beispielen architektonisch aufwändiger Brücken, wie z.B. der Loire-Brücke in Orléons (Frankreich), der asymmetrischen Schrägseilbrücke Prinse Claus-Brücke in Utrecht (Niederlande) oder mehrerer vom spanischen Architekten Santiago Calatrava geplanten Brücken in Haarlemmermeer (Niederlande) verdeutlicht. Hier sieht Herr Hoeckman auch gute Anwendungsmöglichkeiten für neue höherfeste Stähle, wie sie in anderen Industrien schon verwendet werden.
Anschließend berichtete Herr Joël Raoul von der französischen Straßenbaubehörde SETRA über die Entwicklungen für Verbundbrücken im französischen Markt sowie die Implementierung des entsprechenden Eurocode Teil pr EN 1994-2 in das französische Brückenbauregelwerk. Nach Aussage von Herrn Raoul konnte der Markanteil von Stahl- und Verbundstraßenbrücken in den letzten Jahren auf rund 30 % nach Brückenfläche gesteigert werden. Diese Marktentwicklung sei vor allem den entwickelten, sehr einfachen Konstruktionen, die ganz geschweißt sind und wo möglich auf ersetzbare Details verzichten, zu verdanken. So kommen für Gurte von Längsträgern Blechdicken bis 150 mm zur Verwendung, um fertigungstechnisch aufwändige Lamellenaufschweißungen zu vermeiden. Der dominierende Konstruktionstyp sind dabei Verbundbrücken mit zwei parallelen, geschweißten offenen Blechträgern. Hier soll in Zukunft auch die Anwendbarkeit von Hybridkonstruktionen mit Stahlqualitäten unterschiedlicher Streckgrenze in Flansch und Steg überprüft werden.
Herr Jean-Pierre Epinoux vom französischen Stahlbauer Baudin-Chateauneuf berichtete von den Erfahrungen mit der Anwendung von Stahlverbundbrücken für Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecken. Wurde die erste Linie Paris-Lyon noch ganz in Beton ausgeführt, könnte der Anteil von Stahlverbundbrücken bei den folgenden Trassen Nord (40 %) sowie Lyon-Marseille (65 %) drastisch gesteigert werden. Für die neue Trasse von Paris nach Metz, die Anfang 2007 eröffnet werden soll, sind alle wesentlichen Brückenbauwerke in Verbund ausgeführt. Einige der Viadukte entlang dieser neuen Trasse wurden explizit vorgestellt. Auch hier ist eine Konstruktion mit zwei parallelen offenen Blechträgern die dominierende Variante.
Anschließend stellte Dr. Norbert Bannenberg, technischer Vorstand der Dillinger Hütte, die aktuellen Stand der Grobblechproduktion in den Dillinger Werken dar. Durch bessere und genauere Prozesse sind heute Stahlprodukte möglich, die beim Anwender zu einer höheren Wirtschaftlichkeit der Konstruktion sowie der Verarbeitung führen. Aber auch die logistischen Anforderungen an ein Grobblechwalzwerk sowie deren Wechselwirkung mit den Kundenbedürfnisse konnten eindrucksvoll dargestellt werden.
Über ein ganz besonderes Projekt referierte Fredericio Siriani von der italienischen Stahlbaufirma Cimolai: Die Dachkonstruktion des Olympischen Stadions in Athen, dass auch vom spanischen Architekten Santiago Calatrava geplant wurde. Im Mittelpunkt der außergewöhnlichen 18000 t-Konstruktion stehen mehrere Röhrenträger mit Durchmessern bis zu 3,6 m, die aus Blechen bis zu 100 mm Dicke gebogen wurden. Die gesamte Stahlkonstruktion wurde in zwei Teilen rechts und links neben dem Stadion errichtet und dann in die endgültige Position verschoben.
Auch das Parkhaus an der Neuen Messe Stuttgart über die Autobahn A8 zeichnet sich durch ein besonderes Montageverfahren aus. Um die Beeinträchtigungen auf den Autobahnverkehr zu minimieren, werden die riesigen Fachwerkträger dieser Konstruktion, die 4000 Fahrzeugen Platz gibt, im Taktschiebverfahren über die Autobahn eingeschoben. Dabei muss der Verkehr nicht unterbrochen werden. Über dieses Projekt berichtete Gerald Götz von der ausführenden Stahlbaufirma Donges Stahlbau.
Stadienbauten standen erneut im Vortrag von Dr. Klaus Thiele von der Firma Max Bögl im Vordergrund. Die Montage von drei aktuellen deutschen Stadienprojekte, dem Rhein-Energie Stadion in Köln, der Allianz-Arena in München sowie der Commerzbank-Arena in Frankfurt wurde eindrucksvoll in Szene gesetzt.
Ein nicht alltägliches Projekt wurde von den Herren Debesh Mandal (DSD Noell) sowie Gudmundur Péturrson vom isländischen Energieerzeuger Landsvirkjun vorgestellt. Das isländische Wasserkraftwerk Kárahnjúkar soll ab 2007 rund 690 MW Elektrizität zur Aluminiumverhüttung liefern. Herzstück des Wasserkraftwerks sind die beiden 420 m hohen Fallrohrleitungen, für die rund 5000 t Stahl verbaut wurden. Die Rohrsegmente wurde bei der deutschen Stahlbaufirma SAM Magdeburg gefertigt, dann nach Island transportiert und dort im Stollen verschweißt. Aus Gründen der schwierigen Schweißbedingungen vor Ort wurde bewusst auf thermomechanisch gewalzte Stähle zurückgegriffen, um einen Werkstoff mit möglichst hoher Schweißeignung einzusetzen.
Abschließend referierte Herr Klaus Pape über die Möglichkeiten des Anarbeitungsservice für Grobbleche der Dillinger Hütte. So ist eine Schweißkantenvorbereitung mit engsten Toleranzen durch Fräsen bis 120 mm Blechstärke möglich. Ferner stehen gebogene Mantelschüsse, sphärische Elemente, Kugelschalen etc. im Lieferprogramm der Dillinger Weiterverarbeitung.
Neben diesen Plenarvorträgen bestand für die Teilnehmer die Möglichkeit, in Werksführungen die Grobblechproduktion hautnah zu erleben. In verschiedenen Workshops wurde ferner über neue Regelwerke im Stahlbereich so wie EN 10 025 für die Stahlerzeugnisse, EN 10 204 für die Prüfbescheinigungen oder DAST 009 für den Sprödbruchnachweis diskutiert. Ein weiterer Workshop widmete sich der schweißtechnischen Verarbeitung von höherfesten Stahlgüten. So bot sich noch einmal die Möglichkeit, die Diskussionen zu vertiefen und gezielte Fragen zu stellen.
Dr.-Ing. Falko Schröter, Marketing Stahlbau, AG der Dillinger Hüttenwerke, D-66748 Dillingen
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